A.
Beschreibung
Das
Dräger-Kleintauchgerät ModelI" LeutnantLund II" ist ein
Kreislauf-Sauerstoffgerät, das völlig unabhängig von einer
Luftzuführung arbeitet.
Seine Tauchzeit von ca. 90 min. kann bei sparsamem Sauerstoffverbrauch,
d. h. bei leichter Tätigkeit unter Wasser wesentlich verlängert werden.
Die Tauche tiefe darf nur bis 10 m ausgedehnt werden.
Das Gerät wird mit 3 Gurten an
Brust und Rücken des Tauchers befestigt. Es besteht aus der
Sauerstoffversorgungseinrichtung, dem Atembeutel mit
Wiederfüllkalkpatrone und dem Doppelatemschlauch mit Mundstück und
Absperrhahn. Im Notfalie kann das Gerät blitzartig abgeworfen werden,
indem man das gemeinsame Schnellöffnungsorgan der Gurte löst.
Der Atembeutel aus kräftigem,
gummiertem Textilgewebewird auf dem Rücken getragen und nimmt den für
das Einatmen notwendigen Sauerstoff auf. Der Sauerstoff wird durch ein
Einatemventil und den Einatemschlauch zum Mund und zur Lunge geführt,
während das ausgeatmete Gas durch einen zweiten Schlauch, ein
Ausatemventil und durch die Wiederfüllkalkpatrone in den Atembeutel
zurückströmt. In der Kalkpatrone wird das ausgeatmete Gas von
Kohlendioxyd gereinigt.
Der Sauerstoffvorrat beflndet
sich in zwei Sauerstoff-Stahlflaschen, die vor der Brust getragen
werden. Die Flaschen enthalten Sauerstoff unter einem Druck von 200 atü
und ha ben einen Inhalt von je 0,8 Litern. Daraus ergibt sich ein Vorrat
von 320 Litern Sauerstoff unter normalem Druck. Die Flaschen können
einzeln abgesperrt werden und sind senkrecht, mit den Ventilen nach
unten angeordnet, urn eine vorteilhafte Gewichtslage und günstige
Strömungsverhältnisse im Wasser zu erzielen. An die Flaschen ist über
ein Winkelstück eine Sauerstoff-Verteilungsarmatur angeschlossen, die
aus einem Druckmindererventil mit Dosierungsdüse und aus einem
Zusatzventil besteht. Nach dem Offnen von einem oder beiden
Flaschenventilen wird durch das Druckmindererventil und die
Dosierungsdüse eine konstante Sauerstoffmenge von 0,9 I/min in den
Atembeutel geleitet. Eine zusätzliche Sauerstoffmenge kann in den
Atembeutel geführt werden; wenn man das Zusatzventil betätigt. Die
Verbindung zwischen Flaschen und Verteilungsarmatur kann von Hand
gelöst werden, 50 daB ein Auswechseln der Flaschen oh ne Werkzeuge wie
Schraubenschlüsseloder dergleichen ermöglicht wird.
An der
Sauerstoffverteilungsarmatur ist ein KontrollManometer
angeschlossen, so daß der jeweilige Vorratsdruck in den Flaschen auch
unter Wasser abgelesen werden kann. Das Manometer ist an der Brustseite
abklappbar angeordnet und dadurch weitgehend vor Beschädigungen
geschützt. Zum Gebrauch wird es soweit wie möglich abgeklappt (Abb. 2),
indem man mit Daumen und Zeigeflnger einer Hand auf zwei Sicherungshebel
drückt. leuchtpunkte auf Zeiger und Skala ermöglichen das Ablesen des
Sauerstoffdruckes unter Wasser. Nach dem Ablesen wird das Manometer
wieder in die geschützte Lage zurückgeklappt.
Am Mundstück des
Doppelatemschlauches
befindet sich ein Absperrhahn,
durch den der Kreislauf des Gerätes völlig abgeschlossen werden kann, z.
B. während des Transportes. Ein Uberdruckventil am Atembeutel verhindert
eine unzulässige Drucksteigerung im Atemkreislauf. An der den Schultern
zugekehrten Seite des Atembeutels ist eine Tasche für flache Gewichte
angeordnet, die die Gleichgewichtslage und den Auftrieb des Tauchers
regulieren.
Zur Vervollständigung des
Gerätes dient eine Einfenstertaucherbrille mit großem Blickfeld.
B.
Vorbereitung des Gerötes zum Gebrauch
1. Die Sauerstoff-Flaschen sind
mit reinem Sauerstoff zu füllen, der für Atemzwecke geeignet sein muß (mindestens
99% Reinheit). Der Fülldruck beträgt 200 atü. Beim Anschlul3 der
Flaschen an das Gerät ist darauf zu achten, daß der Rundschnurring
vorhanden und einwandfrei ist.
2. Die Wiederfüllpatrone wird
durch Lösen der Knebelschraube geöffnet und mit frischem
Atemkalk gefüllt. Die Füllung ist durch leichte Schläge der Hand gegen
die Seite des Behälters gut einzurütteln und muß in jedem Falle bis 1
cm unter den oberen Rand der Patrone reichen, auch wenn weniger als 90
min. getaucht werden soll Danach wird der Deckel wieder aufgelegt und
durch die Knebelschraube dicht befestigt. Um eine einwandfreie
Abdichtung zu gewährleisten, dürfen Dichtungsflächen bzw. Dichtringe
nicht mit Atemkalkkörnern verunreinigt sein.
3. Die Gasdichtigkeit des
Gerätes (mit angeschlossenen Sauerstoff-Flaschen) wird bei einem Druck
von 12 cm WS mit einem U-Rohrmanometer geprüft. Hierbei darf der Druck
nicht mehr als 1 cm in 1 min abfallen. Eine grobe Undichtigkeit ist
durch Anziehen der Verbindungen oder notfalls durch Auswechseln der
Dichtringe zu beseitigen.
4. SchlieBen des Mundstückhähnes.
5. Um das Fenster der
Taucherbrille gegen Anlaufen zu schützen, muß es mit dem
mitgelieferten Klarsichtmittel, notfalls auch mit Wasser, auf der
Innenseite angefeuchtet werden.
C.
Gebrauch
1. Das Gerät wird so angelegt,
daß der Atembeutel auf dem Rücken und die Sauerstoff-Flaschen auf der
Brust ruhen. Die beiden Teile des Gerätes werden durch zwei Seitengurte
und einen Schrittgurt gegeneinander gesichert, indem sie auf den Bolzen
des Schnellöffnungsorgans gehakt werden. Hierbei ist darauf zu achten,
daß der Körper des Tauchers nicht zu sehr eingeengt wird. Zuerst wird
der Schrittgurt auf den Bolzen gehakt, danach werden die Seitengurte
durch die seitlichen Ösen des Brustteiles geführt und nach einander
ebenfalls auf dem Bolzen festgelegt. Ein Sicherungsstift hindert die
Gurte, wieder abzugleiten.
2. Man soll
niemals ohne Sicherheitsleine tauchen. Die Sicherheitsleine wird
unter dem Gerät um den Leib des Tauchers gelegt und durch zwei halbe
Schläge verknotet. Sie muß von einem ausgebildeten Signalmann geführt
werden.
3. Das Mundstück
wird in den Mund genommen, der Hahn geöffnet und der Atembeutel
leergeatmet. Dabei wird so lange durch das Mundstück ein- und durch
die Nase ausgeatmet, bis ein groBer Widerstand spürbar ist, der die
völlige Entleerung des Atembeutels anzeigt. Dann muß man tief durch die
Nase ausatmen und die Brille aufsetzen. Nach dem Öffnen der
Sauerstoff-Flaschen und Druck auf das Zusatzventil ist der
Atemkreislauf des Gerätes hergestellt.
Das oben beschriebene Leeratmen
muß nach einigen Atemzügen aus dem Kreislauf noch einmal wiederholt
werden, damit der restliche Stickstoff aus der Patrone, den
Atemschläuchen und der Lunge entfernt wird. Wenig geübten Tauchern
gelingt es manchmal nicht, durch den Mund einzuatmen und durch die Nase
auszuatmen. Sie müssen nach dem Einatmen den Hahn des Mundstückes
schließen und nach erfolgtem Ausatmen wieder öffnen.
Das Leeratmen des Gerätes darf
unter keinen Umständen vernachlässigt werden, da sonst die Gefahr einer
Stickstoffnarkose besteht.
4. Der Taucher steigt
langsam ins Wasser und läBt vom Signalmann feststellen, ob das
Atemgerät vollständig dicht ist. Besondere Aufmerksamkeit muß dem
Flaschenanschluß, dem Anschluß der Atemschläuche, dem Patronenrand und
dem Atembeutel gewidmet werden. Man soll nie ins Wasser springen, da die
Brille leicht verrutschen oder sogar zerstört werden kann.
Um den jeweiligen
Standort des Tauchers erkennen zu lassen, empfiehlt es sich, eine dünne
leine mit einem Schwimmer aus Kork oder Holz an seiner Ausrüstung zu
befestigen. Auf keinen Fall sollte jedoch auf die Sicherheitsleine, die
den Taucher mit dem Signalmann verbindet, verzichtet werden.
5. Während des Tauchens wird der verbrauchte Sauerstoff laufend durch
die konstante Dosierung des Gerätes selbsttätig ersetzt. Jedoch reicht
die konstante Dosierung nicht aus, wenn der Taucher schnell schwimmt. In
diesem Falle ist durch Druck der Hand auf das Zusatzventil für
SauerstoHnachschub zu sorgen, sobald derTaucher bemerkt, daß er durch
Verminderung des Volumens im Atembeutel schwerer wird, d. h. sinkt.
Bei leichter Bewegung im Wasser
wird die Dosierung nicht voll für die Atmung verbraucht. Dadurch
vergröBert sich das Volumen des Atembeutels, und der Taucher erhält
Auftrieb. Er kann jedoch durch Ablassen von Sauerstoff am Mundwinkel
seinen Auftrieb regulieren.
6. Ist das Gerät
leergeatmet, darf das Mundstück weder über noch unter Wasser aus dem
Mund genommen werden, ohne daß zuvor der Absperrhahn des Mundstückes
geschlossen wird, da sonst Wasser bzw. Stickstoff in den Atemkreislauf
dringen. Das eindringende Wasser würde die Absorptionsfähigkeit des
Atemkalkes vermindern oder ganz aufheben. Aber auch bei Wassereinbruch
entsteht bei dem besonders präparierten Dräger-Atemkalk keine ätzende
Lauge. Der Taucher muß seine Lunge leeratmen, bevor er das Mundstück
über Wasser wieder einsetzt. Beim Wiedereinsetzen unter Wasser dagegen
muß das Mundstück vor dem Offnen des Absperrhahnes von Wasser befreit
werden. Zu diesem Zweck wird bei geschlossenem Hahn etwas Luft in das
Mundstück geblasen und dadurch das Wasser aus dem Mundstückgehäuse
verdrängt.
7. Die GröBen der
Sauerstoff-Flasche und der Wiederfüllpatrone sind so aufeinander
abgestimmt, daß der Sauerstoff bereits vor der Patronenfüllung
verbraucht ist. Damit ist eine Sicherheit gegen eine
Kohlendioxyd-Vergiftung gegeben. Der Sauerstoffverbrauch wird durch
gelegentliche Beobachtung desVorratsmanometers kontrolliert. Der Taucher
taucht bereits kurz vor dem restlosen Verbrauch seines
Sauerstoffvorrates auf.
8. Nach dem
Auftauchen werden das Flaschenventil und der Absperrhahn geschlossen,
danach das Mundstück aus dem Mund genommen.
Der Auftrieb des aufgeblasenen
Atembeutels trägt den Taucher an die Wasseroberfläche ähnlich wie eine
Schwimmweste.
9. Es ist möglich,
die Patronenfüllung in mehreren einzelnen Tauchunternehmungen zu
verbrauchen, d. h. die Atmung mit dem Gerät kann nach Wunsch
unterbrochen werden. Es muß nur streng darauf geachtet werden, daß der
Atemkreislauf des unbenutzten Gerätes von der Außenluft abgeschlossen
ist. Der Absperrhahn des Mundstückes muß also geschlossen gehalten
werden.
Der Atemkalk ist immer dann
zu erneuern, wenn die Sauerstoff-Flaschen ausgewechselt werden. Es darf
nie eine volle Sauerstoff-Flasche zusammen mit einer teilweise oder
ganz verbrauchten Kalkfüllung verwendet werden.
D.
Gebrauchsgrenzen des Gerötes
Die physiologischen
Gegebenheiten des menschlichen Körpers setzen dem Kleintauchgerät
Modell "Leutnant Lund II" Grenzen, die unter allen Umständen beachtet
werden müssen.
1.
Sauerstoffmangel
Sauerstoffmangel ist bei einem
Gerät nicht möglich, wenn seine Vorratsflasche mit Sauerstoff von
mindestens 99 % Reinheit gefüllt ist, wenn eine Dosierungsvorrichtung
für eine konstante Sauerstoffabgabe sorgt und vor dem Gebrauch
die stickstoffhaltige Luft aus dem Kreislauf entfernt wurde. Wohl aber
kann Sauerstoffmangel eintreten, wenn die vorstehenden Bedingungen
nicht erfüllt werden, beispielsweise, wenn das Gerät vor dem
Gebrauch nicht leergeatmet wurde. Sauerstoffmangel ist ei ne tückische
Gefahr, denn er zeigt sich nicht vorher an, sondern bewirkt plötzliche
Bewustlosigkeit des Geräteträgers. Dabei ist zu beachten, daß der
Sauerstoffmangel im flachen Wasser leichter möglich ist als in der Tiefe,
d. h. ein geringer Sauerstoffgehalt der Atemluft im Gerät, der in
10 m Tiefe noch nicht zu Sauerstoffmangel führt, kann in 2 m Tiefe
bereits gefährlich sein.
2.
Sauerstoff-Ubersättigung
Urn Sauerstoffmangel zu
verhüten, muß der Sauerstoffgehalt im Atemgerät von vornherein
möglichst hoch sein. Nach vorschriftsmäBigem Leeratmen und Füllen mit
Sauerstoff beträgt der Sauerstoffgehalt im Atemkreislauf etwa 90 %.
Dieser hohe Sauerstoffgehalt darf andererseits nur begrenzte Zeit unter
höherem Druck, also in gröBeren Tiefen geatmet werden. Die Dauer der
Erträglichkeit wird außerdem durch das Maß der körperlichen Anstrengung
bestimmt.
Die Sauerstoff-Übersättigung,
die in der Fachliteratur als "Sauerstoffvergiftung" bezeichnet wird,
ist im allgemeinen nicht so tückisch wie der Sauerstoffmangel, da sie
sich bei manchen Menschen bemerkbar macht. Die ersten Anzeichen einer
beginnenden Sauerstoffvergiftung werden deutlich am Zucken der
Mundmuskulatur und der Augenlider. Nach dem sofortigen Auftauchen
verschwinden diese Erscheinungen sehr baId. Da aber manche Menschen die
Sauerstoffvergiftung nicht vorher wahrnehmen, ist die Tauchtiefe auf 10
m begrenzt.
E.
pflege des Gerätes
Nach iedem Gebrauch ist das
Gerät gründlich zu säubern. Die Kalkpatrone muß entleert werden. Die
Atemschläuche sind abzuschrauben und mit reinem Wasser durchzuspülen.
Der Atembeutel wird bei geöffneter Patrone und offenem Anschlußstutzen
an einem luftigen Ort zum Trocknen aufgehängt, da sich im Innern des
Atembeutels während des Atmens die Atemfeuchtigkeit niedergeschlagen
hat. Die Gummiteile des Gerätes sollen nicht in der Sonne getrocknet
werden, sondern an einem luftigen, schattigen Ort. Nach dem Trocknen
ist das Gerät an einem luftigen, nicht zu hellen, kühlen Ort
aufzubewahren. Die Sauerstoffflasche ist stets gefüllt, die Kalkpatrone
dagegen stets entleert zu lagern.
Der gefüllte
Kalkvorratsbehälter muß immer luftdicht verschlossen sein, damit die
Füllung durch die Kohlensäure der Atmosphäre nicht verdirbt. Der
Absperrhahn des Mundstückes ist schwach gefettet zu haIten.
Die
Sauerstofl-Flasche, insbesondere das Ventil und der AnschluB sowie das
Druckmindererventil sind vor Fett oder Ol zu schützen, da sonst
Explosionsgefahr besteht.
Die Atemventile in den
Atemschläuchen müssen sauber sein und einwandfrei funktionieren, damit
die Reinigung der Atemluft von Kohlensäure gewährleistet ist.
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